Das Wichtigste in Kürze: Pfandsysteme motivieren Verbraucher:innen, Getränkeflaschen und Dosen zurückzugeben, wodurch Recyclingquoten steigen und Ressourcen geschont werden. In Europa sind Länder wie Deutschland, Schweden oder Finnland Vorreiter mit Rücklaufquoten von über 90 %, während große Märkte wie Italien, Spanien oder Frankreich bisher noch kein flächendeckendes System haben. Mit der neuen EU-Verpackungsverordnung (PPWR) müssen bis 2029 mindestens 90 % aller Einweg-Kunststoffflaschen und Dosen gesammelt werden – viele Staaten planen daher eigene Systeme. Pfand gilt als zentraler Hebel für die Kreislaufwirtschaft und wird in den kommenden Jahren EU-weit an Bedeutung gewinnen.

Pfandsysteme zeigen, dass einfache Lösungen dabei helfen, Verpackungen im Kreislauf zu halten und Recyclingquoten zu steigern. Doch innerhalb der EU gibt es große Unterschiede: Während Länder wie Deutschland, Schweden oder Finnland schon seit Jahren auf Pfand setzen und hohe Rücklaufquoten erreichen, stehen andere Mitgliedstaaten noch ganz am Anfang. 

Mit der neuen EU-Verpackungsverordnung (PPWR) soll sich das ändern. Bis 2029 müssen mindestens 90 % aller Einweg-Kunststoffflaschen und Metalldosen getrennt gesammelt werden – viele Staaten planen dafür den Aufbau eigener Pfandsysteme. 

Doch wie genau funktionieren Pfandsysteme? Und welche Länder mit Pfandsystem sind heute schon erfolgreich? Der folgende Überblick zeigt den aktuellen Stand in Europa und erklärt, welche Rolle Pfand für die Kreislaufwirtschaft spielt. 

Was ist ein Pfandsystem und wie funktioniert es?

Ein Pfandsystem sorgt dafür, dass Verbraucher:innen beim Kauf von Getränken einen kleinen Aufpreis – das Pfand – bezahlen, den sie bei der Rückgabe der Verpackung zurückerhalten. So entsteht ein Anreiz, Flaschen und Dosen nicht achtlos wegzuwerfen, sondern wieder in den Kreislauf zurückzuführen. In vielen Ländern werden vor allem PET-Flaschen und Getränkedosen erfasst, in anderen auch Glasflaschen. Man unterscheidet zwischen Einwegpfand, das auf das Recycling der Materialien zielt, und Mehrwegpfand, bei dem die Flaschen gespült und wieder befüllt werden. Beide Systeme tragen auf unterschiedliche Weise zu Ressourcenschonung und Abfallvermeidung bei. 

Länder mit Pfandsystem in Europa: Wer ist Vorreiter?

Einige EU-Staaten haben bereits seit Jahrzehnten funktionierende Pfandsysteme etabliert. Skandinavische Länder wie Schweden, Finnland und Dänemark gelten hier als Vorbilder mit Rücklaufquoten von über 90 %. Auch im Baltikum zeigen Estland und Litauen, dass sich erfolgreiche Systeme in kürzester Zeit aufbauen lassen. 

Deutschland gehört ebenfalls zu den führenden Ländern mit Pfandsystem: Seit 2003 gibt es hier das Einwegpfand, das neben den klassischen Mehrwegflaschen besteht. Rund drei Viertel aller Getränke werden so in Deutschland über ein Pfandsystem erfasst – ein klarer Beleg für die Wirksamkeit. 

Länder ohne Pfand – gibt es in Italien Pfand?

Während die nördlichen Mitgliedstaaten beim Thema Pfand vorangehen, haben viele große Märkte bislang kein flächendeckendes System. Dazu zählen Spanien, Frankreich und Italien. Oft wird gefragt: Gibt es in Italien Pfand? – Die Antwort lautet aktuell: Nein, ein verpflichtendes landesweites Pfandsystem gibt es bisher nicht. Allerdings wird über die Einführung diskutiert, um die EU-Ziele für 2029 zu erreichen. 

Auch in Polen und Tschechien fehlt bisher ein etabliertes System. Andere Länder wie Portugal und Belgien planen die Einführung bis 2026. 

Ein Überblick: Länder mit Pfandsystem in Europa

Schweden – seit 1984 (ältestes Pfandsystem Europas; PET, Glas, Dosen) 

  • Finnland – seit 1996 (umfassendes System für Einweg- & Mehrwegverpackungen) 
  • Dänemark – seit 2002 (über 90 % Rücklaufquote) 
  • Deutschland – seit 2003 (Einwegpfand + etabliertes Mehrwegsystem) 
  • Estland – seit 2005 (nationales System für Einweg & Mehrweg) 
  • Niederlande – seit 2005 (zunächst PET-Flaschen; seit 2021 auch kleine Flaschen und Dosen) 
  • Kroatien – seit 2006 (Einweg- und Mehrwegverpackungen) 
  • Litauen – seit 2016 (sehr erfolgreich, >90 % Rücklaufquote) 
  • Malta – seit 2022 (Beverage Container Refund Scheme, BCRS) 
  • Slowakei – seit 2022 (PET-Flaschen und Dosen) 
  • Rumänien – seit 2023 (landesweites System für Einwegflaschen und -dosen) 
  • Österreich – Einführung 2025 (für Einweg-Kunststoffflaschen und Dosen) 
  • Irland – Einführung 2024 

Geplante Pfandsysteme 

  • Portugal – geplant ab 2026 
  • Belgien – geplant ab 2026 
  • Spanien – geplant ab 2026 
  • Schottland – Einführung mehrfach verschoben, neues Startdatum offen, aber geplant ab 2027 

EU-Verpackungsverordnung (PPWR) und die Zukunft des Pfands

Die Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) schreibt erstmals EU-weit verbindliche Ziele für die Sammlung von Getränkeflaschen und Dosen vor. Im Artikel 50 der PPWR ist festgelegt, dass bis Anfang 2029 alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen wurden, um mindestens 90 % von Einweggetränkeflaschen aus Kunststoff und aus Metall für die getrennte Sammlung zu erfassen. 

Für Länder mit etablierten Pfandsystemen ist dieses Ziel erreichbar, für andere Staaten stellt es eine enorme Herausforderung dar. 

Klar ist: Ohne einheitliche Standards und eine funktionierende Rückgabeinfrastruktur werden die Quoten kaum zu erreichen sein. Daher gilt es zeitnah Pfandsysteme in allen Ländern aufzubauen, die bisher keine haben um die Umsetzung der neuen EU-Vorgaben realistisch voranzutreiben. 

Schon Pflichten in der EU gecheckt?

Fazit: Warum Pfandsysteme für die Kreislaufwirtschaft entscheidend sind

Pfandsysteme sind mehr als nur eine praktische Lösung für Verbraucher:innen – sie sind ein entscheidender Hebel für die europäische Kreislaufwirtschaft. Länder mit Pfandsystem zeigen, dass hohe Sammelquoten möglich sind und enorme Mengen an Wertstoffen zurückgewonnen werden können. Staaten wie Italien, Frankreich oder Spanien werden in den kommenden Jahren nachziehen müssen, um die EU-Vorgaben zu erfüllen. Am Ende profitieren Umwelt, Industrie und Gesellschaft gleichermaßen von einem funktionierenden Pfandsystem. 

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